Martensdorf

Martensdorf

Geschichtlich wurde Martensdorf 1320 das erste mal erwähnt. Damals noch Mertinsdorp, bekam der Ortsteil seinen heutigen Namen 1822. Der Name Martensdorp/Martensdorf ist abgeleitet von Martin, Ndd. Marten, der heilige Martinus (Bischof v. Tours, 4. Jh., westfränkischer Nationalheiliger), der seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt haben soll.

 

Während der Hansezeit im 13./14. Jahrhundert geht durch Martensdorf die Hansische Ostseestraße. Diese beginnt in Lübeck und führt über Wismar, Rostock, Ribnitz, Löbnitz

und Martensdorf bis Stralsund und weiter über Greifswald, Anklam nach Stettin.

 

Aus der schwedischen Besatzungszeit existieren noch sogenannte Matrikelkarten (Info) und den dazugehörigen Textbüchern.


Ausschnitt aus der Matrikelkarte  Martensdorf 1695.

1320            Mertinsdorp

1618            Martensdorpe

1695            Martensdorff

1822            Martensdorf

1.Hans Nass, Pensionär auf Jägers Gut

2.Georgen Nilson, B. Unt.

3.Michael Baumeister, B. Unt.

4.Hans Ewert, B. Unt.

5.Claus Sedgast, Koss. Unt.

6Hind Hauge, B. Unt.

7.Claus Benn, alter Unt.

8.Kuhhirt

Das Dorf war seit jeher ein reines Gutsdorf. Es erstreckte sich in Nord-Süd Richtung. Gutsbesitzer war u.a. Bernhard Putzier. Nach seinem Tod übernahm Dr. Eduard Fey das Gut. Der Gutsinspektor, verantwortlich für Arbeitseinteilung, war Fritz Grasnick.


Zum Gut gehörten:


  • Das Gutshaus mit einem Park, sowie einem großen Obst- und Gemüsegarten, Gärtner war jahrzehntelang Robert Raddatz. Außerdem löste er die anfallenden Aufgaben in der Forstwirtschaft und die eines Butlers.
  • Ein Büro- und ein Gartenhaus. Im Gartenhaus wurde Obst und Gemüse eingelagert.
  • Ein Kuh-, ein Pferde- und ein Hühnerstall mit Futterkammer. Im Kuhstall waren im Winter 80 Stück Kühe aufgestallt. Für die 16-18 Pferde war der Vorknecht Hermann Bräsel über 30 Jahre verantwortlich. Die anderen Pferdeknechte wechselten öfter den Arbeitsplatz.
  • Drei Schweineställe. Als langjähriger Schweinemeister war Wilhelm Krüger für die Schweineproduktion verantwortlich.
  • Eine Schmiede. Seit 1936 arbeitete Max Schult in der Schmiede und war für die Reparatur der Ackergeräte verantwortlich. Außerdem war er als Hufschmied für gesunde Pferdehufe tätig.
  • Eine Stellmacherei. 
  • Neun Katen – Fachwerkhäuser. Eine Wasserleitung und eine Heizung standen den Tagelöhnern in ihren Katen nicht zur Verfügung. Für das tägliche Wasser stand im Dorf eine Pumpe und statt einer Heizung musste der Ofen die gewünschte Wärme ausstrahlen. Holz und Kohle wurden vom Gut geliefert. Ein Bad und eine Dusche waren auch nicht vorhanden, dafür gab es aber schon überall elektrisches Licht, und ein Holzfußboden war in den Häusern auch vorhanden, was in früheren Zeiten nicht der Fall war. Jede Familie konnte 1-2 Schweine für den Eigenbedarf im Jahr schlachten. Speck, Schinken und Wurst wurden in der Glocke (Rauchabzug) über dem Kochkessel geräuchert.


Im Laufe der Zeit zog nach und nach die Technik ein. Vier Traktoren und einige Maschinen gehörten bald mit zum Inventar. Die Milch wurde mit zwei Mauleseln jeden Tag in die Stadt zur Molkerei gefahren. Während die Dorfbewohner in der Viehwirtschaft gebunden waren, kamen für die Aussaat und für die Ernte jedes Jahr Arbeitskräfte, Schnitter aus Polen. Untergebracht wurden diese in einem Gebäude, welches als Schnitterkaserne bezeichnet wurde (Standort, jetziges Wohnhaus Karl Schumacher). Mit Beginn des Krieges 1939 durften die Schnitter nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren, sie blieben bis 1945 hier. Gleichzeitig kamen Zwangsarbeiter aus den Ostgebieten auf das Gut nach Martensdorf. Die Arbeitszeiten wurden mit einer Glocke eingeläutet. Dafür stand extra ein Glockenstuhl auf dem Gut. Die Getreideernte wurde in Großmieten bzw. in Scheunen eingefahren.




Der Bahnhof Martensdorf (1. Juli 1888 eingeweiht) war schon in Gutszeiten ein wichtiger Umschlagplatz. Hier wurden Rüben, Heu- und Strohballen verladen, die von der damaligen Heeresverwaltung angefordert wurden. Am Bahnhof endete auch eine Feldbahn aus Niedermützkow (siehe unter Niedermützkow).


Gleich nach Kriegsende gab es eine neue Wirtschaftsordnung und 1946 kam die Bodenreform. Das Gut wurde in kleine Siedlungen aufgeteilt. Der Acker, der Wald und die Wiesen wurden den Siedlern per Urkunde schuldenfrei übergeben. Als die große Umstellung überstanden war, begann man damit, Unterkünfte für das angekaufte Vieh zu bauen. Hierfür wurden zum Teil die großen Scheunen abgerissen. Es entstanden die ersten Wohnhäuser.


Laut Kreistagsbeschluss Nr. 2/60 vom 19.04.1960 erfolgt die Zusammenlegung der Landgemeinde Martensdorf mit den Ortsteilen Ober- und Niedermützkow sowie Gehag mit der Gemeinde Niepars. Sitz der Gemeindeverwaltung wird Niepars.


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